Die Geschichte der Schnitzschule

Das Holzbildhauerhandwerk blickt in dem kleinen Ort Empfertshausen auf eine langjährige Tradition zurück. Begonnen hat die Fertigung von Schnitzarbeiten in Form von Gebrauchsgegenständen für den bäuerlichen Haushalt Mitte des 18. Jahrhunderts. Gerade in den Wintermonaten konnte damit ein Nebenerwerb erzielt werden.

Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Familienbetriebe, welche damals Spielzeug, Pfeifen, Andenken und Tierfiguren aus Holz herstellten. Heute sind im Ort vier Holzbildhauerbetriebe ansässig, die vorwiegend kunsthandwerkliche Figuren und Gegenstände schnitzen.

Das erste Schnitzschulgebäude wurde in Empfertshausen 1898 eröffnet. 1937 hat das Land Thüringen ein neues und größeres Gebäude errichtet. Ab 1964 durfte das Gebäude als Schnitzschule nicht mehr genutzt werden. Erst durch einen Kreistagsbeschluss in heutiger Zeit fiel eine Entscheidung zu Gunsten der Schnitzausbildung. Durch einen hohen Kostenaufwand wurde der gesamte Schulkomplex vollständig renoviert und modernisiert. Die feierliche Einweihung fand am 8. September 2006 statt. Heute ist diese Schule als Berufsfachschule die einzige dieser Form in den neuen Bundesländern.

Allgemeine Informationen

Die Voraussetzungen für eine Aufnahme an der Schnitzschule zählen mindestens ein erfolgreicher Hauptschulabschluss sowie:

  • Begeisterung für eine handwerkliche Tätigkeit
  • Spaß und Interesse am Umgang mit dem Material Holz
  • Beweglichkeit, Geduld und Durchhaltevermögen bei der körperlichen Arbeit
  • Gute gesundheitliche Voraussetzungen
  • zeichnerische Begabung,Formgefühl und ästhetisches Empfinden
  • normales Sehvermögen und Farbtüchtigkeit
  • gute Beobachtungsgabe und Vorstellungsvermögen

Die dreijährige Ausbildung gliedert sich in die einjährige Grundstufe und in die zweijährige Fachstufe. Beginn und Ende der dreijährigen Ausbildung richten sich nach der thüringischen Ferienordnung. Es findet ein wöchentlicher Vollzeitunterricht mit mindestens 38 Unterrichtsstunden statt.

Auswahlverfahren: Geprüft werden handwerkliche und zeichnerische Fähigkeiten. Interessenten reichen zur Anmeldung einen Lebenslauf mit Lichtbild und das letzte Schulzeugnis ein. Anmeldeschluss ist der 31. März eines jeden Jahres. Ein Eignungstest für Bewerber findet im Zeitraum von Mitte bis Ende April jährlich für das kommende Schuljahr an der Schnitzschule statt.

Viele Handwerksberufe, so auch der des Holzbildhauers, geraten in Vergessenheit. Mit dieser Ausbildung trägst Du dazu bei, ein seltenes Kunsthandwerk weiterleben zulassen. Zudem kannst Du diesem Handwerk nach Deiner Ausbildung zu neuen gestalterischen Impulsen verhelfen. Nach der Berufsausbildung besteht die Möglichkeit, unabhängig von einer Meisterprüfung, die berufliche Selbständigkeit zu erlangen. Hierzu ist es jedoch ratsam Weiterbildungsmaßnahmen der Handwerkskammer wahr zu nehmen als auch vertiefende Berufserfahrungen zu sammeln.

Durch eine gestalterisch untermauerte Berufsausbildung mit kombinierter Hochschulreife (bei besonderer Begabung auch ohne Hochschulreife) findest Du den Zugang zu künstlerisch oder design orientierten Studiengängen von Fachhochschulen oder Universitäten. Mit entsprechendem Engagement öffnen sich für Dich auch die Türen für artverwandte Berufsfelder. Hierzu zählen die Tätigkeiten des Restaurators, Spielzeugmachers, Stuckateurs, Bühnenbildners oder die Arbeit als Modellbauer um nur einige Beispiele zu nennen.

Da Du in der Ausbildung auch Erfahrungen mit den Materialien Ton, Stein, Gips und Metall sammeln kannst, ist für Dich bereits ein Grundstein gelegt Bildhauerarbeiten auch in anderen Materialien umzusetzen. Vielleicht wird während der Ausbildung auch Dein Interesse an holzverarbeitenden (CNC)- Maschinen und der Holztechnik geweckt. Mit weiterführenden Lehrgängen könntest Du den Einstieg in die industrielle Holzfertigung finden

Schulgeld wird nicht erhoben. Unterrichtsmaterialien wie Holz und Gips werden bereitgestellt. Kosten entstehen für Unterrichtsmittel wie Zeichenmaterial, Klassenfahrten, Studienreisen und ab dem 2. Lehrjahr für Schnitzwerkzeuge. In Empfertshausen und Umgebung (ca. 1 km) werden Privatunterkünfte angeboten und in der 25 km entfernten Kreisstadt Bad Salzungen stehen Internatsunterkünfte mit Busanbindung nach Empfertshausen zur Verfügung.

Unterkünfte: In Empfertshausen und Umgebung (ca. 1 km) werden Privatunterkünfte angeboten und in der 25 km entfernten Kreisstadt Bad Salzungen stehen Internatsunterkünfte mit Busanbindung nach Empfertshausen zur Verfügung.